Weiter segelnd in Richtung Süd, in Höhe St. Vincent und den Grenadinen sind wir dabei, was die Karibik betrifft, eine kleine persönliche Irrtümerliste anzulegen. Teilweise sicher entstanden, weil man sich nicht entsprechend informiert oder es sich einfach anders vorgestellt hat. Unser Bild im Kopf von St Vincent und den Grenadinen war jedenfalls anders. Als wir in St Vincent in die Cumberland Bay abbiegen, empfängt uns der typische, leicht modrige Regenwaldduft. Die Inseln allesamt sind sehr grün und den typischen Karibikstrand gibt es auch nur stückchenweise. Dazu kommen die hohen Berge, teilweise Vulkankrater, an denen die Wolken hängenbleiben, so gibt es fünfmal am Tag einen mächtigen Schauer bei 30 Grad. Wir bekommen eine Ahnung, warum der Regenwald so heißt. Also eher Safari als Baywatch?
Vor der Cumberland Bay waren wir in einer anderen Bucht, in der allerdings nur ein Boot lag und uns zwei Männern auf Surfbrettern entgegengepaddelt kamen, die uns nicht so ganz geheuer waren. Dazu muss man sagen, dass viele Segler St Vincent auslassen, weil die Hauptinsel der Grenadinen in dem Ruf steht, ein Kriminalitäts- und Drogenschwerpunkt zu sein. In der Cumberland Bay trafen wir auf weitere fünf Boote und beschlossen eine Nacht zu bleiben. Zuerst mussten wir aber die insgesamt 18 Bootsboys abarbeiten, die knöcheltief im Wasser stehend in ihren selbstgezimmerten Booten, ihre Dienste anboten. Es war teilweise distanzlos. Am nächsten Morgen sind wir weiter nach Bequia. Vorbei an der Wallilabou Bay, in der „Fluch der Karibik“ gedreht wurde, haben wir uns wie den Rest der Insel durch das Fernglas angesehen.
In der Admiralty Bay von Bequia trafen wir zum ersten Mal auf warmes, türkises Wasser mit Riffen und bunten Fischen. Zu Weihnachten also Schnorcheln im Aquarium. Wir haben zwei Mal Weihnachten gefeiert. Zuerst bei uns auf dem Boot Bescherung und Weihnachtsgeschichte vorlesen. Mit Stollen und Keksen. Danach waren wir auf einem anderen Boot, „Yavas Yavas“ von Wolfgang zum Weihnachtsessen eingeladen. In Bequia treffen sich Segler aus aller Welt und wir haben einige „alte Bekannte“ wieder getroffen. Also 2. Bescherung und ein toller Abend. Am nächsten Tag haben wir unsere Weihnachtsgeschichten ausgetauscht. Bequia erwies sich als sehr angenehme Insel. Bei der Inselrundfahrt erklärte uns ein Einheimischer, dass er auch nur mit der Fähre zum Arzt nach St Vincent reise, sonst eigentlich nie.
Weiter gings nach drei Tagen nach Mustique. Mustique empfing uns mit einem Flyer voll mit Informationen, über Dresscode, Verhaltensregeln, allerlei Verbote und Sevicemöglichkeiten. Auf der Insel der Reichen und Schönen haben die Hilfingers und Jaggers ihre Anwesen, welche man für einen fünfstelligen Betrag pro Woche mit Hauspersonal mieten kann. Der Betrag richtet sich nach der Anzahl der Schlafzimmer. Vermietet wird natürlich nur in Abwesenheit der Eigentümer. Wir sind aber zu Weihnachten dem leibhaftigen Mick Jagger in der Basils Bar bei der legendären Mittwochsparty mit Livemusik begegnet. Sozusagen Weihnachtsumtrunk mit Mick Jagger!
So wie Canouan haben die anderen Karibikinseln wahrscheinlich vor zehn Jahren ausgesehen. Trotz Hotel und ein paar Seglern überwiegt die normale Bevölkerung. Das Kontrastprogramm danach heißt Mayreau, am Rande der Tobago Cays und das Hufeisenriff (Horseshoe Reef) mit den vier unbewohnten Inseln. Dieses Revier ist neben den BVI wohl das Lieblingsrevier der Bootstouristen. Viele Charterboote- und Katamarane. Kurze Abstände zwischen den Inseln, Riffs zum Tauchen, türkises Wasser, Palmen und weißer Strand. Da die Berge nur ein paar „feet“ hoch sind, bleiben auch keine Regenwolken darin hängen. Trotzdem, grüne Mangroven wechseln sich mit Palmen am Strand ab. Postkartenkulisse. Volle Buchten und hinter den kleinen Hügeln sieht man Masten hin- und herschaukeln. Durch die Tiefe mehrfarbiges Wasser bricht sich an den Riffen, die durch eine weiße Welle zu erahnen sind. Schiffsverkehr.
Mal sehen, an welche Stelle des Hufeisens es uns zu Silvester verschlägt. Und wie wir die Cays so erleben werden. Ihr hört von uns im neuen Jahr.
Kommentar schreiben